Populäre Artikel

    SUBSCRIBE TO THE LATEST INTELLIGENCE

    Antje Heimsoeth

    Von Antje Heimsoeth, Mental Coach, Keynote Speaker und Bestseller-Autorin

    Wie oft haben Sie heute schon auf Ihr Smartphone gesehen? Und wie oft bewusst in das Gesicht eines Mitmenschen geblickt, ihn richtig wahrgenommen und ihm aufmerksam zugehört, als er Ihnen etwas mitteilen wollte? Die meisten von uns hetzen durch einen bis ins Detail verplanten Zwölf-Stunden-Tag, von Termin zu Termin, unterwegs und abends auf der Bettkante sitzend nochmals E-Mails checkend. Wir wollen ständig erreichbar, informiert und produktiv sein, jederzeit unsere Multitasking-Fähigkeit beweisen. Neulich konnte ich eine Familie im Café beobachten, die sich vermutlich das gemütliche Zusammensein an einem Adventssonntag vorgenommen hatte. Was ich sah, waren Kinder, die die meiste Zeit ununterbrochen auf ihr Mobiltelefon schauten und chatteten, einen Vater, der regelmäßig seinen E-Mail-Account kontrollierte und zwischendurch nach draußen lief, um zu telefonieren und eine Mutter, die versuchte, sich in eine Zeitung zu vertiefen. Gemeinsame Kommunikation und bewusste Zeit miteinander? Fehlanzeige. Müssen wir wirklich immer im digitalen Austausch sein, wenn wir eigentlich gerade ein analoges Gegenüber haben?

    Und ist es für unseren Output wirklich zuträglich, immer im Produktivitätsmodus zu sein? Wem wollen wir damit etwas beweisen? Ich erliege selbst manchmal dem Produktivitätszwang, z.B. wenn ich ins Taxi steige und zum Fahrer sage: „Schnell zum Flughafen!“, dabei ein Sandwich in der Hand und das Handy am Ohr habe. Statt vorher zu Hause noch in Ruhe zu essen, habe ich wieder bis zur letzten Minute gearbeitet, mir im Stehen ein Brot geschmiert und mache nun alles gleichzeitig: Essen, delegieren und telefonieren. Während der Fahrt checke ich E-Mails und führe weitere Telefonate, sprinte zum Check-in und komme eigentlich erst im Flieger sitzend zur Ruhe.

    Multitasking kann in einer Abwärtsspirale enden

    Wer sich in solchen Situationen genau beobachtet, wird feststellen, dass die Atmung flacher, der Puls schneller und unsere Aufnahmefähigkeit immer geringer wird. Die Konzentration fällt schwer. Wenn ich viele Dinge gleichzeitig tue, z.B. ständig wechsele zwischen E-Mail-Check, dem Schreiben eines Artikels oder eines Buchkapitels, der Vorbereitung eines Seminars oder Vortrags, dann ist eines gewiss: meine Konzentrations- und Leistungsfähigkeit lassen nach, die Fehlerquote hingegen nimmt zu. Im Ergebnis bin ich längst nicht so effektiv, wie ich glaube. Im Extremfall macht dieses Agieren sogar krank. Was also tun?

    Einfach mal Luft holen statt aufs Display zu schauen

    Der Zugang zur Entspannung und Gelassenheit geht u.a. über die Atmung. Oft stehen wir mit hoch gezogenen Schultern da oder zwängen durch häufiges Sitzen Bauch und Zwerchfell ein. Zudem atmen die meisten von uns nicht vollständig aus und nutzen damit nicht die komplette Kapazität der Lunge.

    Probieren Sie Folgendes aus:
    Legen Sie die Hände auf den Bauch. Atmen Sie durch die Nase ein und zählen Sie dabei beim ersten Mal langsam bis drei. Atmen Sie bewusst, langsam und gleichmäßig durch den Mund aus. Beim Einatmen hebt sich Ihre Bauchdecke, die Finger gehen leicht auseinander. Halten Sie den Atem kurz an. Atmen Sie nun langsam wieder aus. Die Bauchdecke senkt sich, die Finger berühren sich wieder. Achten Sie darauf, dass das Ausatmen deutlich länger wird als das Einatmen. Wiederholen Sie das mehrere Male. Wer bewusst ruhig atmet, kann sich via Atmung schnell wieder heraushelfen.

    Stress reduzieren durch bewusstes Zeit- und Selbstmanagement

    Es hilft nicht, nur die widrigen Umstände dafür verantwortlich zu machen („Hätte ich mehr Zeit gehabt, dann…“, „Ich musste ja noch…“ usw.), sondern – wie immer – gilt es, in die Eigenverantwortung zu gehen und das Selbstmanagement kritisch zu prüfen. War es wirklich sinnvoll, bis zur letzten Minute vor der Abreise zu arbeiten? Hätte nicht manches doch Zeit gehabt  bis nach meiner Rückkehr? Dann wäre Zeit gewonnen für eine ruhige Mahlzeit, die mich stärkt und durchatmen lässt. Es hilft, genau hinzuschauen: Wo und wie kann ich Stress vermeiden, wie lässt sich das Leben an bestimmten Punkten entschleunigen? Was müssen wir wirklich tun und was glauben wir nur, tun zu müssen?

    Was muss wirklich und was kann sein?

    Das Wort „muss“ hat in der Vorweihnachtszeit Hochkonjunktur: Man muss noch die Gans bestellen, man muss Heiligabend zur Kirche gehen, man muss die Verwandtschaft besuchen oder einladen, unabhängig davon, ob man sich mag oder nicht, man muss noch Geschenke besorgen usw. Warum müssen wir etwas? Das Wort „muss“ ist zwanghaft und erzeugt Stress. Entweder ich entscheide mich bewusst für das, was ich tue, dann kann von „müssen“ keine Rede sein, dann „will“ ich es so, ich entscheide mich für etwas. Oder ich hinterfrage meine Überzeugung, etwas zu müssen und fange an, zu unterscheiden zwischen den Bedürfnissen anderer und meinen und prüfe die Notwendigkeit, wo ich wann welchen Bedürfnissen nach kommen sollte – oder eben nicht. „Muss“ ist zudem ein Indiz für Perfektionismus. Und Perfektionismus kann als einer unserer inneren Antreiber ebenfalls Stress auslösen.

    Ein gutes Selbstmanagement zeichnet sich auch dadurch aus, dass wir rechtzeitig Stressauslöser erkennen und reduzieren. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei – und frohe Weihnachten!

    ©Antje Heimsoeth

    TRETEN SIE UNS BEI YOUTUBE BEI

    Schauen Sie sich unsere einzigartigen Videointerviews und Einblicke in die Sportbranche an.

    BEGLEITEN SIE UNS

    Zusammenhängende Posts

    Abonniere unseren Newsletter