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    Die Zukunft des Sportbetriebs und dessen Führungsstrukturen hängen von der Umsetzung der Geschlechtergleichstellung im Sport ab. Sylvia Schenk, Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Sport“ bei Transparency International, teilt ihre Expertenmeinung dazu mit.

    Als der kanadische Premierminister Justin Trudeau nach den Gründen für sein zu 50 % aus Frauen bestehendem Kabinett gefragt wurde, war seine Antwort darauf einfach: „Weil wir 2015 haben!“ Er brauchte nicht zu erklären, dass die Zeit für eine Geschlechtergleichstellung in der Politik gekommen war. Im internationalen Sport haben Frauen immer noch sehr selten Führungspositionen inne. Wenn wir also fragen, ob und warum mehr Frauen in Führungspositionen sein sollten, kann man dies genauso einfach mit einem schlichten „Weil wir 2017 haben“ beantworten? Nun, ja und nein.

    Der Frauenanteil im Spitzensport ist seit den 1990er Jahren rasant gestiegen. So stehen alle Sportarten bei den Olympischen Spielen – sogar auch Boxen – Frauen offen. Zudem gibt es keine Teilnahme von Nationalmannschaften ohne mindestens eine weibliche Sportlerin. Trotzdem ist es noch ein langer Weg bis zu einer vollständigen Geschlechtergleichstellung im Sport.

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    Obwohl die Bedeutung von körperlicher Betätigung weltweit anerkannt ist, bestehen immer noch Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern. So werden Mädchen und Frauen in einigen Ländern sogar an der Sportausübung gehindert und stehen deshalb erheblichen gesundheitlichen Risiken gegenüber, besonders Adipositas. Die Stärkung von Mädchen und Frauen stellt daher eine Herausforderung für die Olympische Bewegung dar, und zwar die Benennung der „Ausübung von Sport“ als Menschenrecht in den Grundprinzipien der Olympischen Charta. Glaubwürdigkeit diesbezüglich kann nur dann erreicht werden, wenn weibliche Sportlerinnen als Vorbilder von Frauen in Führungspositionen auf allen Ebenen des nationalen und internationalen Sports ergänzt werden.

    In der Olympischen Agenda 2020 hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) das Ziel eines 50 %-igen Frauenanteils bei den Olympischen Spielen festgelegt (Empfehlung 11) und schreibt „Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern“ als Auswahlkriterium für eine IOC-Mitgliedschaft vor (Empfehlung 38). Die internationalen Verbände und die Nationalen Olympischen Komitees müssen diese Richtlinien noch festlegen.

    Die weltweite Erhöhung des Frauenanteils im Sportbetrieb und dessen Führungsstrukturen ist weit mehr als nur ein symbolischer Akt oder eine Frage der Gerechtigkeit. Dies hilft dabei, das Sportgeschäft weiter zu entwickeln (auch mit mehr Vermarktungsmöglichkeiten für die Sportartikelbranche). Vor allem sorgt es für neue Ideen in der Sportwelt und einen nachhaltigen Einfluss auf die klassische Männerdomäne.

    Vielfalt ist zu einem wichtigen Aspekt in der Wirtschaft geworden. Globale Akteure aus allen Branchen wissen, dass heutzutage Teams mit einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis viel bessere Leistungen erzielen als gleichgeschlechtliche Teams. Die Einbindung unterschiedlicher Perspektiven sorgt für die Entwicklung besserer Lösungen. Denn die Mischung aus Fachwissen und Kompetenzen erhöht das Verständnis bezüglich der strittigen Fragen und somit die Qualität der Entscheidungen. Dies gilt umso mehr, wenn es sich dabei um ein menschenzentriertes Geschäft wie Sport handelt.

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    Darüber hinaus werden Frauen angesichts der aktuellen Situation, in der die (Nicht)einhaltung ethischer Grundsätze unter starker öffentlicher Beobachtung steht – von Doping-Skandalen bis hin zu Korruption und Menschenrechtsverletzungen bei sportlichen Großveranstaltungen – dringend in Führungspositionen gebraucht, um dadurch die Cliquenwirtschaft zu durchbrechen. Diese hat in einigen Verbänden dazu geführt, dass das Vertrauen darin auf einen Tiefstand gesunken ist. Natürlich bedeutet Frau sein nicht automatisch ethisch korrektes Verhalten. Da Frauen jedoch bisher keine oder nur wenig Macht im Sport ausgeübt haben, spielen sie keine Rolle in laufenden Ermittlungsverfahren.

    Die FIFA hat erkannt, welchen Beitrag Frauen zur zukünftigen Entwicklung in Bezug auf ihren Reformprozess 2015/2016 leisten können. Deshalb hat der Weltfußballverband eine Quote von mindestens sechs Frauen in seinem neuen höchsten Organ, dem Rat, gebilligt. Der australische Rechtsanawalt Moya Dodd hat eine globale Bewegung ins Leben gerufen, im Rahmen derer Tausende E-Mails an die FIFA gesendet wurden, um diesen ersten wichtigen Meilenstein zu erreichen. Weitere Maßnahmen müssen künftig umgesetzt werden – im Fußball sowie in anderen Sportarten.

    Folglich ist eine Frauenquote nicht nur deshalb relevant, weil wir 2017 haben. Die Sportwelt bedarf der Gleichstellung der Geschlechter auf allen Ebenen, um vom Wissen, den Kompetenzen, den Erfahrungen und Ansichten der Frauen zu profitieren sowie ihre Glaubwürdigkeit und Qualität umwillen der Frauen und Männer zu erhöhen.

    Der Weltverband der Sportartikelindustrie (Weltverband für Sportartikelindustrie, WFSGI), in seiner jährlich erscheinenden Zeitschrift veröffentlicht.


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