Die Federation Internationale de l´Automobile, kurz FIA und die Formel 1 wollen sich in Zukunft mehr für den Klimaschutz einsetzen. Klimaneutralität und Motorsport, zwei Dinge die auf den ersten Blick nur schwer zusammen passen. Doch der Plan, bis 2030 den netto CO2-Fußabdruck vollständig zu reduzieren, bietet neue Möglichkeiten für eine Karriere im Sportbusiness.
Lewis Hamilton wurde erneut vorzeitiger Weltmeister, Ferrari musste sich wieder einmal geschlagen geben, im Mittelfeld gab es keine großen Veränderungen und Red Bull bleibt Verfolger Nummer 1. Eine Saison, die eigentlich niemanden so wirklich überraschte. Wäre da nicht das eine Video, kurz vor dem Großen Preis von Brasilien im November gewesen. Zu Beginn der vorletzten Grand Prix Woche stellte die Formel 1 einen Plan vor, der die Zukunft des Motorsports drastisch verändern würde. So sollen bis 2025 alle Rennen und alle Events der höchsten Motorsportliga zu 100% nachhaltig sein. Zusätzlich soll der CO2-Fußabdruck der Liga bis 2030 komplett ausgeglichen werden.
Mit diesem Vorhaben sind sie in der Sportwelt nicht alleine. Besonders im Fußball setzt man schon länger auf CSR. In der Bundesliga Saison 2017/18 waren pro Club im Durchschnitt drei hauptamtliche Mitarbeiter dem Thema zugeordnet. Der 1. FSV Mainz 05 bezeichnet sich sogar als erster klimaneutraler Verein der Bundesliga und startete bereits in der Saison 2009/10 die "Mission Klimaverteidigung". Prozessoptimierung, klimaneutrale Logistik und umweltfreundliche Spieltage stehen hier auf der Tagesordnung. Themen, die auch die Formel 1 addressiert.
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So lautet das Motto des Klimaplans. Und tatsächlich steckt sich die Formel 1 hohe Ziele, sie selbst nennen Ihren Plan "ambitioniert". Doch was steckt eigentlich genau dahinter? Zunächst sei das Ziel, bis 2025 einen positiven Fußabdruck bei allen Events der Saison zu erzielen. Dazu fokussiere man sich auf nachhaltige Materialien, die umweltfreundliche Anreise der Zuschauer, zum Beispiel per Fahrrad oder ÖPNV, den Schutz der Umwelt rund um die jeweilige Rennstrecke und das soziale "Well-Being" der lokalen Bewohner und Mitarbeiter. Die F1 scheint also als Erstes die Rahmenbedingungen für den großen Plan schaffen zu wollen. Dieser zielt dann auf den bereits erwähnten CO2 Fußabdruck ab, der ausgeglichen werden soll. Zur Zeit beträgt dieser in Gänze rund 250.000(!) Tonnen CO2 pro Saison. Den größten Anteil daran hat die Logistik, gefolgt von Geschäftsreisen und Einrichtungen/Anlagen. Den geringsten CO2 Ausstoß hat mit 0,7% aktuell erstaunlicherweise das Formel 1 Auto an sich. Dem Klimawandel den Kampf anzusagen, versucht die Liga dort vor allem durch neue Technologien. So soll die hybride Antriebseinheit, zusammen mit nachhaltigem Treibstoff und einem erneuerten Energiewiedergewinnungsystem den Verbrennungsmotor "neutralisieren". In puncto Logistik sei die Maßnahme, Prozesse zu optimieren und einen möglichst CO2 geringen Transportweg zu wählen. Und das ist nur ein kleiner Auszug aus dem vollständigen Plan.
Bei der Beantwortung dieser Frage stößt man zunächst auf Ungewissheit. Man erntete durchaus Kritik für das Vorhaben: So lässt der Zeitpunkt in Bezug auf die aktuellen kulturellen und politischen Entwicklungen Platz für Spekulationen. Nutzt man das stärkere gesellschaftliche Umweltbewusstsein für eine PR-Maßnahme? Was bedeutet überhaupt Netto-Fußabdruck? Und wieso hat man sich nicht schon früher darum bemüht? Sicher ist, dass durch die Ideen der Formel 1 neue Zuständigkeiten und Stellen am Sportmarkt entstehen. So schafft der Klimaplan Platz für neue Berufsbezeichnungen, Management-Positionen und auch Entry-Level Jobs. Zusätzlich sorgt er für Crosseffekte in anderen Bereichen, wie zum Beispiel dem Sportsponsoring.
Die FIA begrüßt diese Formel-1-Initiative. Sie ist nicht nur sehr ermutigend für die Zukunft des Motorsports, sondern könnte auch einen starken Nutzen für die Gesellschaft als Ganzes haben.
- Jean Todt, Präsident der FIA
Die Formel 1 dient schon von Beginn an als "Forschungsinstitut Nr.1" der Automobilindustrie. Technologische Entwicklungen in dieser Branche haben ihren Ursprung meist im Motorsport. Das erhofft man sich auch von den neuen Regularien, die mit dem Plan in Kraft treten würden. Auch hier entstehen neuen Anforderungsprofile, die viel Talent und auch wissenschaftliches Know-How benötigen.
Es bleibt abzuwarten, in welchem Maß dieses Vorhaben umgesetzt werden kann. Die hohe Zielsetzung und der Zeitpunkt der Bekanntgabe schließt eine Maßnahme der Imageverbesserung nicht aus. Doch Fakt ist: Der Klimaplan der FIA und der Formel 1 bietet für die Sportindustrie vorallem mit Blick auf eine Karriere im Sport viele neue Möglichkeiten.
Dieser Artikel wurde von Konrad Müller, Global Sports Insight Team verfasst.
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