Laut jüngsten Berichten schaut mehr als die Hälfte der Jugendlichen illegal Live-Streams von Sportveranstaltungen. Dies hebt das Ausmaß der Herausforderungen hervor, denen Sportsender bei der Bekämpfung von Piraterie gegenüberstehen. Daher ist es keine Überraschung, dass eines der dringlichsten Probleme, über die sich die größten Sportveranstaltungen – und vor allem die englische Fußballliga „Premier League“ – Sorgen machen müssen, Piraterie ist.
Illegales Streaming ist nicht nur etwas, was eine verschwindend kleine Minderheit von technisch hochversierten Nutzern im Keller ihrer Mütter tut. Denn nach jüngsten Berichten haben sich 54 % der Millennials schon einmal illegale Live-Streams angeschaut. Zudem hat ein Drittel davon zugegeben, sich regelmäßig illegale Live-Streams anzuschauen.
Dies sind nicht nur schlechte Nachrichten für Rechteinhaber von Sportveranstaltungen und Sportsender, sondern auch schreckliche Neuigkeiten in Bezug auf das jüngste Problem der Sportwelt, nämlich ihre (Un-)Fähigkeit, Millennials zu erreichen.
Obwohl dies zwar schreckliche Nachrichten sind, sind es bestimmt keine schockierenden Neuigkeiten. So sind es eigentlich überhaupt „keine Neuigkeiten“, wie aus den Kommentaren weiter unten hervorgeht. Wir wissen, dass es Piraterie gibt und haben uns zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als 10 Jahren daran gewöhnt.
Das Problem ist, dass die Sportwelt nur langsam auf das Problem reagiert hat.
Zum einen ist Sport live. Das bedeutet, dass Sportveranstaltungen eher gestreamt als heruntergeladen werden müssen. Zudem beinhaltet dies verwackelte Bildqualität und internetbezogene Probleme für diejenigen, die auf illegale Streams zurückgreifen. Wenn die Qualität sehr schlecht ist, machen es die Leute nicht zu ihrer ersten Wahl.
Das Ausmaß des Problems nimmt jedoch nur aus zwei Gründen zu: Erstens wird Live-Streaming (natürlich völlig legal auf Social-Media-Plattformen sowie Diensten wie Sky Go oder BT Sport) immer selbstverständlicher – vor allem, weil sich die Technologie entsprechend der Nachfrage weiterentwickelt hat. Geräte sind in der Lage, mit Leichtigkeit zu streamen. Internetverbindungen können dabei mithalten und die Streams selbst können in HD-Qualität ausgestrahlt werden.
Der andere Grund ist, dass die Gruppe, die wir liebevoll als „Millennials“ bezeichnen, immer größer wird. Jeder, der nach 1997 geboren wurde, kann sich wahrscheinlich kaum an eine Welt ohne Breitband erinnern, geschweige denn an eine Zeit vor dem Einzug der PCs in den Häusern normaler Leute. So wie diese demographische Gruppe immer größer wird, so vergrößert sich auch das Problem.
Die Musik- und Unterhaltungsindustrie war natürlich bereits lange vorher mit diesem Problem konfrontiert. Zwar gibt es immer noch Probleme bezüglich Piraterie; diese Branche hat jedoch einen Weg gefunden, damit umzugehen: Sie macht es einfacher, für Inhalte zu bezahlen als diese zu klauen.
Es ist viel einfacher, ein Fußballspiel der Premier League auf einer legalen App zu streamen, als es in einer dunklen Ecke des Internets zu finden. Genauso ist es einfacher, Spotify oder Netflix aufzurufen, als die Fernsehsendung herunterzuladen, die man sich anschauen wollte. Und für einen Preis von zwei Tassen Kaffee pro Monat scheint sich das mehr als zu lohnen – fast gleichermaßen hinsichtlich Bequemlichkeit und Legalität.
Es wurden jüngst Schritte unternommen, dieselbe Art von einer One-Stop-Shop-Plattform auch für Sportveranstaltungen zu entwickeln. Das deutsche Unternehmen DAYN hat eine Netflix-ähnliche App auf den Markt gebracht, die jedem gegen eine angemessene monatliche Gebühr Live-Sportveranstaltungen bietet. Sky Sports und BT Sport in Großbritannien haben bereits Höhepunkte und Tore auf ihren Twitter-Feeds gepostet. Das Problem dabei ist, dass Berichten zufolge nur 2 % der Millennials Sport-News über dieses Medium erhalten möchten.
Das ist jedoch kaum verwunderlich. Schließlich geben Sender – nun einschließlich Twitter, Facebook und Amazon Prime – jedes Jahr Milliarden von Euros für die Rechte an der Live-Übertragung von Sportveranstaltungen aus – hauptsächlich, weil sie wissen, dass Sportveranstaltungen live angeschaut werden müssen und nicht auf Abruf. Warum sollten wir also erwarten, dass eine hohe Prozentzahl an Menschen in demografischen Gruppen Sportveranstaltungen nur in Form von in sozialen Netzwerken geposteten Höhepunkten ansieht? Diese Leute könnten dann bestenfalls nur als Gelegenheits-Sportfans bezeichnet werden.
Dies bestätigt nur das, was wir bereits wissen – nämlich, dass Live-Sport immer noch ein großer Publikumsmagnet ist, dass die digitalen Medien sehr schnell in diesen Markt vordringen und dass die Zuschauer sich Sport immer noch kostenlos anschauen möchten. Dies weist jedoch auf etwas noch beunruhigenderes hin: nämlich, dass wir immer noch ahnungslos in etwas hineingeraten könnten, das wirklich ein Problem für die Sportrechte darstellt.
Das Problem beim Bezahlen für Unterhaltung vor dem Zeitalter der Apps auf Abruf war der Preis an sich. Ein DVD-Set einer ganzen Serien-Staffel konnte ein Vermögen kosten. Heutzutage bezahlt man eine viel geringere monatliche Gebühr und erhält dafür jede Staffel. Die Sportbranche steht vor dem gleichen Problem: Es ist für viele Menschen, die sich die Sportveranstaltungen gerne anschauen möchten (für Millennials beispielsweise), viel zu teuer. Und auch wenn sie für einen Kanal bezahlen, ist das Abonnement aller Kanäle ziemlich kostspielig.
Ähnlich wie im Bereich Musik und Unterhaltung sind die meisten Menschen offensichtlich nur dann zur Zahlung bereit, wenn die legale Option bequemer ist als die illegale.
Dieser Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache von Chris McMullan, der regelmäßig Beiträge für uns schreibt, verfasst und auf Digital sport veröffentlicht
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