Die Formel 1-Weltmeisterschaft 2013 ist nach dem GP von Südkorea (so gut wie) entschieden, der Sieger wird schon wie in den vergangenen Jahren Sebastian Vettel heißen. Chapeau! Was der Deutsche und das Team Red Bull Jahr für Jahr an Performance abliefern, ist schlichtweg sensationell. Dies kann nicht genug Beachtung, Respekt und Lob verdienen.
Und dennoch. Es ist beileibe kein großes Sport-Drama, das die Formel-1 in den ersten Jahren der Ära Vettel bietet. Ein Drama entsteht, wenn es ebenbürtige Konkurrenten gibt, die sich bis auf den letzten Benzin- und Blutstropfen bekämpfen, wenn die Führung in den Wertungen hin- und her-wechselt, wenn dem Schlagabtausch der Worte auch jener der Taten auf der Strecke folgt. Bartali gegen Coppi oder Armstrong gegen Ulrich im Radsport, Lauda gegen Hunt (in einem neuen Kinostreifen verewigt) oder Senna gegen Prost in der Formel 1 – das waren, sorry, Sebastian, andere Geschichten. Da hatten sogar Michael Schumacher und Kimi Raikkönen noch mehr zu bieten an Dramatik und Suspence.
Die drei, und bald vier, WM-Titel von Sebastian Vettel sind alle hoch verdient. Sie sind das Produkt einer überragenden Maschinerie, in der das Auto das Beste ist, was derzeit auf den F1-Circuits zu sehen ist, und in der der Fahrer alle Eigenschaften mitbringt, die man zum Siegen in diesem Sport haben muss: den Willen zur täglichen, harten Arbeit, die Liebe zum Detail und zur Präzision, die Verwegenheit und die Kaltschnäuzigkeit. Und viele andere kleine Dinge auch, die Vettel über andere Piloten stehen lässt.
„Vae victis“, hatte der gallische Heerführer Brennus in Rom ausgerufen, als er im vierten Jahrhundert vor Christus die Stadt plünderte, wehe den Besiegten. Und ABBA sangen rund 2500 Jahre später „The winner takes it all“. Unnütz ist also das Gezeter der Konkurrenz, die sich über einen der (wenigen) markigen Sprüche des Branchenführers echauffieren. Wir arbeiten am Auto, während andere noch am Pool herumhängen, hatte er sinngemäß vor einigen Tagen erklärt. Er möge sich nicht Gedanken über andere machen, konterte ihm Nico Rosberg, und Vettel relativierte: War ja nicht persönlich gemeint, lediglich zum Unterstreichen der Tatsache, dass die Erfolge nicht von ungefähr kämen.
Doch es sind diese „sidekicks“, die die Formel 1 in diesen Jahren interessant halten. Ein Wortgefecht hier, ein von Gerichten verfolgter Ober-Zampano des F1-Zirkus dort, ein Funkspruch an Vettel, den dieser nicht befolgt, ein „Leave me alone“ Kimi Raikkönens aus dem Cockpit im Jahr 2012, das Kultstatus erreichte – vieles, zu vieles in der prinzipiell aufregenden Welt der Formel 1 hat den Touch eines 9-to-5-Jobs. Ist es selbstverständlich nicht, dies weiß der Schreiber dieser Zeilen auch. Aber wie gesagt: Wenn Vettel sich ins Auto setzt, zwei Stunden im Kreis herumfährt und am Ende gewinnt, dann erweckt dies den Anschein von jemanden, der um 9 Uhr mit der Büroarbeit beginnt. Beides kann – muss nicht – langweilig sein.
Im Jahr 2014 gibt es ein neues technisches Reglement, und es gibt ein neues Traum-Duo. Fernando Alonso und Kimi Raikkönen sollen Ferrari näher an Red Bull heranführen und Sebastian Vettel das Fürchten lehren. Geht die Rechnung auf, haben die Italiener gezockt und gewonnen. Doch gleich nach der Verpflichtung des Finnen durch die „Scuderia“ wurden auch schon Stimmen laut, dass es eher ein Albtraum- denn Traum-Duo sein könnte. Zwei Hähne im gleichen Stall – das wird jedenfalls spannend.
Vettel wird es einerlei sein. Auch wenn er 2014 wieder, wie alle anderen, bei null beginnt, so trügt der Schein. Vettel wird auch weiterhin der Mann sein, den es zu schlagen gilt. Und vielleicht stellt sich ein ebenbürtiger Rivale ein – hoffentlich.
Egon Theiner, Kommunikations Spezialist
Übersicht
Unser Angebot
Für Bewerber
Für Kunden