Über 73.000 Zuschauer füllten das frisch umgebaute Stadium – das einen der meistverehrten Namen des internationalen Fußballs trägt – um mit anzusehen, wie Brasilien Spaniens Rekord von 29 ungeschlagenen Pflichtspielen schlägt und den Konföderationen-Pokal gewinnt: der perfekte Auftakt für die FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft, die nächstes Jahr in Brasilien stattfindet.
Der Zeitpunkt des Sieges war perfekt. Viele Beobachter berichten vom Beginn einer siegreichen neuen Ära für den brasilianischen Fußball, der in der letzten Zeit nicht gerade in bester Verfassung war. Die Welt freut sich auf Brasilien 2014 und leckt sich die Lippen. Die Vorstellung, dass die Weltmeisterschaft in einem Land stattfindet, das zur spirituellen Heimat des Fußballs im Samba-Stil wurde und gerne feiert, ist beinahe zu schön, um wahr zu sein. Es verspricht, die große Fußball-Fiesta zu werden, die alle Fußball-Fiestas in den Schatten stellt.
Deshalb ist es schade, dass nicht alle Brasilianer so denken.
Während das Land die Rückkehr seines Nationalteams zu seiner alten Form vielleicht noch gefeiert hat, konnte nicht einmal der süße Geruch des Erfolgs den Gestank der politischen Unzufriedenheit überdecken, der den Großteil des Spiels überschattete.
Anstatt der Sportberichterstattung sah die Welt in den Nachrichten vor allem große Demonstrationen gegen die Kosten der Weltmeisterschaft in einem Land mit einer der am schnellsten wachsenden Wirtschaften der Welt, das jedoch immer noch Probleme mit der Finanzierung von Transport, Erziehung und Gesundheit für seine gewöhnlichen Bürger hat.
Die Demonstrationen sollten wohl am besten als Ausdruck für eine gesunde Demokratie angesehen werden und die FIFA tat ihr Bestes, um sich von der Aufruhr zu distanzieren. Schließlich hat Brasilien nicht nur darum gebeten, die Weltmeisterschaften auszurichten, sondern hat sogar aktiv darum gekämpft.
Auch wenn dies der Fall war, erscheint der Deal mit Brasilien aus der Perspektive einiger Einheimischer als ziemlich einseitig. Die Nation hat die Ehre, das wohl größte Sportereignis überhaupt auszurichten, doch zu einem sehr hohen Preis.
Vom Land wird erwartet, dass es die Bühne für die FIFA baut, die Spiele gemäß der FIFA-Standards organisiert und es dann dem Dachverband des Fußballs erlaubt, mit dem Großteil des Ertrages abzuziehen, ohne vor Ort Steuern zu zahlen.
Natürlich ist es die Aufgabe der örtlichen Politiker, ihre Wähler davon zu überzeugen, dass das ein guter Deal ist, aber was in Brasilien passiert ist, wird an den anderen Ländern und Städten, die sich ebenfalls um die Ausrichtung großer Events beworben haben, wohl kaum unbemerkt vorübergezogen sein.
Diese Ereignisse könnten die demokratische Welt dazu verleiten, anders über das Ausgeben von Geld für große Sportevents zu denken. In der Tat könnte es in einigen Ländern zu Kampagnen gegen die Ausrichtung kommen.
Das sind schlechte Neuigkeiten für den Sport und für das Eventbusiness, das so viele der Aktivitäten generiert, die das Sportgeschäft ausmachen. Niemand möchte eine Situation, in der die einzigen potenziellen Gastgeber eines Events Diktaturen andere nicht-demokratische Staaten sind, in denen Gegenstimmen zur Meinung der Herrschenden nicht toleriert werden. Es könnte jedoch sein, dass wir uns in diese Richtung bewegen.
Tatsache ist, dass der Konföderationen-Pokal nicht nur für einen, sondern für zwei Wendepunkte steht.
Auf der einen Seite sind da die massiven Proteste wegen der Ausgaben für Sportevents, die dazu führen könnten, dass die Dachverbände bei größeren Sportevents in Zukunft sicherstellen werden, dass die Anforderungen für den Gastgeber weniger belastend sind.
Auf der anderen Seite werden wir vielleicht gerade Zeuge davon, wie eine neue Generation erstklassiger brasilianischer Fußballer die glorreichen Tage eines Landes wieder aufleben lässt, das für seine Fußballleidenschaft bekannt ist und dessen Superstars die Welt seit Generationen begeistern.