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Marketingdirektor Herbert Sollich über den FC Schalke 04 und die Coronakrise

Geschrieben von Global Sports Partner | Jun 22, 2020 7:22:00 AM

UnserPartner sponsor news hat sich mit Herbert Sollich, Marketingdirektor der Veltins Brauerei getroffen, um mit ihm über die aktuelle Lage, das Sponsoring bei Schalke 04 und die Zukunft nach Corona zu sprechen.

sponsor news: Herr Sollich, wie empfanden Sie das Eröffnungs-Geisterspiel Dortmund-Schalke? Veltins ist einer der Schalke-Topsponsoren.
Herbert Sollich: Nach der fußballerischen Durststrecke ist der Neustart die einzig richtige Entscheidung gewesen. Der Fußball hat in Deutschland einfach gefehlt und in den Lockdown-Wochen ein zusätzliches emotionales Loch gerissen. Alle Beteiligten sind sich darüber einig, dass die Geisterspiele in einer historischen Pandemie-Phase ein Kompromiss sind. Und dennoch: Es ist ein starkes Signal für die gesamte Sportwelt und ein Zugeständnis an die deutsche Fußballbegeisterung.


sponsor news: Sky Sport News HD brachte es mit seiner frei zugänglichen Konferenz-Schaltung an dem Samstag auf 5,3 Mio. Zuschauer. Sind Sie aus Sponsoren-Sicht zufrieden mit der Quote?
Sollich: Für den Auftakt war das ein wirklicher Erfolg, der allerdings nicht überraschend kam. Die Rekord-Einschaltquote liefert einen augenfälligen Beweis dafür, wie groß die Fußballbegeisterung in Deutschland ist. Fest steht: Die erste Bundesliga besitzt imganzen Land eine Pole-Position!.

sponsor news: Was erwarten Sie bei den nächsten Spielen bis Ende der Saison in puncto Einschaltquoten?
Sollich: Auch in den nächsten Wochen werden die Menschen weiter auf hohem Niveau für Quote sorgen, weil Fußball endlich mal wieder ein Thema jenseits von Krisen und Negativ-News ist. Die Berichterstattung vor, während und nach dem Spieltag hat durchaus heilsame Wirkung, weil es der Fußballseele gut tut.


sponsor news: Welcher Wert ist aus Ihrer Sponsoren-Sicht 'ok', damit es zum Einsatz passt?
Sollich: Wenn sich das auf einem Niveau einpendelt, das sich in den nächsten Wochen in einer leichten Toleranz unter der Auftaktquote einspielt, sind wir als Sponsor zufrieden. Aber mit wachsender Spannung lässt sich das sicher punktuell auch noch leicht steigern.

Man muss in aller Ruhe abwarten, wie sich nach der Wiedereröffnung der Gastronomie der Besucher dort mit Einschränkungen zurechtfinden kann.
Herbert Sollich, Marketingdirektor Veltins Brauerei

sponsor news: Veltins ist bekanntlich auch Namensgeber der Schalke- Arena. Wie bewerten Sie den Lockout der Fans als Sponsor und exklusiver Getränke-Partner?
Sollich: Mit dem Schicksal des Verzichts auf Zuschauer sind wir nicht allein, aber er schmerzt uns besonders, weil die Veltins-Arena als unsere größte Gastronomie natürlich auch gastronomische Strahlkraft im Kreis aller Stadien besitzt. Jeder Fankontakt bei eines Heimspiel ist wertvoll - bis zum Ende der Saison gehen uns Hunderttausende verloren. Dieser Verlust bedarf keiner weiteren Kommentierung – er ist mehr als bedauerlich!.


sponsor news: Können Sie die Umsatzausfälle durch das Stadion für Veltins beziffern?
Sollich: Die Umsatzausfälle beim Bierverkauf sind für das Schalke Catering, aber auch für unser Haus enorm. Beim Catering gilt der Verlust aber für den gesamten Food- und Beverage- Bereich.


sponsor news: Gibt es Gespräche zwischen Schalke und Ihnen, welche Art der Kompensation später, vielleicht im Herbst, möglich ist, um das auszugleichen?
Sollich: Schalke ist hierzu schon frühzeitig und proaktiv auf uns zugekommen. Für die vier verbleibenden Heimspiele der aktuellen Saison in der Veltins Arena konnten wir dadurch für beide Seite faire und sinnvolle Lösungsansätze finden.


sponsor news: Und/oder werden Sie von Schalke Sponsoren-Gelder zurückverlangen?
Sollich: Wir sind doch alle von den zuweilen dramatischen Einschnitten der Pandemie eiskalt erwischt worden. In diesen Wochen leidet jeder auf seine Weise, ehe man wieder zur Tagesordnung zurückkehrt und dann im Verlauf des Jahres sicher auch die verloren gegangenen Leistungen thematisieren muss. Doch unsere seit 1997 währende Partnerschaft erweist sich gerade in Krisenzeiten wie diesen als sehr tragfähig und lösungsorientiert.


sponsor news: Wie stellt sich die Corona-Krise für Veltins insgesamt dar? Kann der Verkauf via Lebensmitteleinzelhandel den Fassbier- Absatz ausgleichen?
Sollich: Angesichts eines Fassbieranteils von bislang 17 % ist ein Ausgleich durch Flaschenbier illusorisch. Tatsächlich bedeuten Fassbierabsätze für den Gast immer einen Genussanlass. Und deshalb muss man in aller Ruhe abwarten, wie sich nach der Wiedereröffnung der Gastronomie der Besucher dort mit Einschränkungen zurechtfinden kann.

sponsor news: Was erwarten Sie Umsatz- und absatzmäßig für das
Veltins-Gesamtjahr?
Sollich: Das Absatzminus ist bei einem solchen Jahrhunderteinschnitt nun wirklich kein Makel. Damit können wir gut umgehen. Wir wissen um unsere Stellschrauben im Kostenmanagement und haben rechtzeitig begonnen, daran in die richtige Richtung zu drehen. Natürlich bewegt diese Krise unser Haus, aber sie schüttelt uns nicht wie andere in diesen Monaten. Wir haben mit einem Höchstmaß an Kontinuität in allen Bereichen gearbeitet, so dass wir uns in einer unternehmerisch grundsoliden und sehr beruhigenden Verfassung befinden. Der Biermarkt wird indes ein kräftiges Minus erwarten lassen, weil die Fassbierabsätze schlichtweg fehlen werden. Beim Flaschenbiergeschäft sieht die Situation indes ja durchaus entspannt aus.

sponsor news: Ist nicht vielleicht sogar eine Umsatz-Welle nach Ende der Corona-Beschränkungen für Veltins zu erwarten, so wie sich beispielsweise die Bestellungen in der Autobranche 'aufgestaut' haben?
Sollich: Auch im Biergeschäft gilt das Fußballgesetz: Verloren ist verloren! Die Absätze, die nicht erreicht wurden, weil branchenweit die historisch einmaligen Betriebsschließungen gegriffen hat, können nicht zurückgeholt werden. Mit einem Nachfragesog ist nicht zu rechnen, zumal wir von der Normalität im Lebens- und Erlebnisumfeld noch weit entfernt sind.

sponsor news: Ist aber dafür ein Topjahr 2021 für Veltins drin, weil dann die verschobene Fußball-EM und Olympia stattfinden?
Sollich: Absolut! Es ist ein Glücksfall, sich die EM 2020 für den nächsten Sommer gerettet zu haben. Das schafft Perspektiven, vor allem dann, wenn die Fußballbegeisterten die dann hoffentlich zurückgewonnene neue Freiheit in vollen Zügen genießen können. Nach einem Krisensommer 2020 wird man die Europameisterschaft als emotionalisierendes Großevent zu schätzen wissen.

sponsor news: Was wird sich, könnte sich, Ihrer Meinung nach durch die Corona-Krise mittelfristig für die Fußball-Bundesliga grundsätzlich ändern?
Sollich: Die Diskussion um Spielergehälter, aber auch um die Nachhaltigkeit des betriebswirtschaftlichen Unterbaus eines jeden Clubs ist bereits entfacht und wird sicher weiter in der Diskussion bleiben. In der Politik werden auch die Geisterstadien prägende Wirkung hinterlassen – das will in Zukunft doch niemand ein zweites Mal erleben. Der Fußball hat den Beweis erbracht, dass er selbst in Krisenzeiten unverzichtbar ist.

 

Dieser Artikel wurde von unserem Partner sponsor news verfasst.